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Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Das beeindruckende Holocaust-Mahnmal in Berlin
Ein Mahnmal für das Grauen des Zweiten Weltkriegs setzte Berlin mit dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es besteht aus quaderförmigen Stelen aus Beton und befindet sich nur einen kurzen Spaziergang vom Brandenburger Tor entfernt. Lohnenswert ist auch ein Besuch des unterirdischen Orts der Information mit interessanten Hintergründen zur Gedenkstätte und den Geschichten dahinter.
Die Geschichte des Denkmals für die ermordeten Juden Europas
Die Idee zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas stammt ursprünglich von Eberhard Jäckel. Der renommierte deutsche Historiker, der 30 Jahre am Institut für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart als Professor lehrte, spezialisierte sich auf den Nationalsozialismus.
Bei einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel traf er 1988 die deutsche Publizistin Lea Rosh, die zum damaligen Zeitpunkt für ein Politmagazin des ZDF arbeitete.
Zurück in Berlin begann sie mit der Planung des Mahnmals und sammelte jahrelang Spenden. Bis heute ist sie Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

528 Entwürfe wurden eingereicht, als im Mai ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde. Obwohl die Jury zwei Vorlagen als gleich gut bewerteten, tendierten Landesvertreter und der Förderkreis zu jener von Christine Jakob-Marks. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl legte allerdings ein Veto ein. Schließlich bekam der Vorschlag des New Yorker Künstlers Richard Serra und der Berliner Architektin Gesine Weinmiller, ein Stelenfeld zu errichten, den Zuschlag.
Helmut Kohl forderte eine Überarbeitung und die Anbringung von Inschriften auf den Stelen. Im Jahr 1999 beriet der Deutsche Bundestag in angeregten Diskussionen über das Bauvorhaben und stimmte mehrheitlich dafür ab. Am 17. März 2000 wurde die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas gegründet. Erster Vorsitzender war der damalige Bundespräsident Wolfgang Thierse
Kontroversen rund um das Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Nach dem Baubeginn am 1. April 2003 folgte gleich sechs Monate später ein Stopp. Damals wurde bekannt gegeben, dass die Degussa AG an den Betonstelen und Fundamenten einen Graffiti-Schutz anbringen sollte.
Da es sich bei dem Unternehmen um eine Tochter der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung handelt, die das in Konzentrationslagern verwendete Giftgas Zyklon B herstellte, schloss Lea Rosh die Firma eigenmächtig aus. Sie wurde vom Kuratorium überstimmt, weshalb Degussa die Arbeiten auch wegen der Kritik des Architekten Peter Eisenmann weiterführte.

Im Zuge der Errichtung des Mahnmals kam es laufend zu Diskussionen. Der Schriftsteller Martin Walser z.B. war einer der vehementen Kritiker. Bei einer von ihm gehaltenen Friedenspreisrede in der Pauluskirche nannte er das Denkmal Jahr 1998 einen „fußballfeldgroßen Albtraum im Herzen der Hauptstadt“.
Auch der Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen sorgte für Aufsehen, als er davor warnte, dass Berlin zum Zuge der Errichtung zur „Hauptstadt der Reue“ mutieren würde.
Für Diskussionen sorgte außerdem eine Ankündigung von Rosh, wonach sie einen im Vernichtungslager Belzec gefundenen Backenzahn in einen Betonblock einarbeiten lassen würde. Diese Aussage führte dazu, dass sie aus den Organisationsarbeiten entbunden wurde. Ihre Ausdrucksweise wurde auch vom Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland auf das Schärfste kritisiert.
Der Ort der Information
Am südöstlichen Ende des Stelenfeldes bietet der Ort der Information einen unterirdischen Ausstellungsraum. In dem von Dagmar von Wilcken gestalteten Keller ehren vier Zimmer die Opfer des Holocaust. Beispiele von Familien, die während der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurden, berühren im Raum der Familien.
Seit der Eröffnung im Mai 2005 besuchen jedes Jahr eine halbe Million Menschen den Ort der Information. Im Raum der Namen werden Namen und kurze Biografien ermordeter oder verschollener Juden verlesen.
Der Raum der Dimensionen ist Tagebucheintragungen und anderen Zeugnissen Verstorbener gewidmet. Der Raum der Orte weist die Wege Vertriebener auf und informiert unter anderem über die erschreckenden Todesmärsche.

Lage, Öffnungszeiten und Anfahrt
Adresse: Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Das Stelenfeld ist frei zugänglich, der Ort der Information ist von April bis September Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 20.00 Uhr, während der übrigen Monate bis 19.00 Uhr geöffnet. Vom 24. bis 26. Dezember ist das Wahrzeichen geschlossen.
So kommen Sie vom Hotel zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Vom 3-Sterne-Superior Hotel in Berlin Charlottenburg aus ist das Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit der U-Bahnlinie 2 ab Ernst-Reuter-Platz zu erreichen. Vom Potsdamer Platz sind es 8min zu Fuß bis zu den Gedenkstätten. Für die gesamte Strecke können Sie ca. 30 min einplanen.
Weitere Anregungen für Ihren Aufenthalt in Berlin finden Sie auf unserer Seite » Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Berlin